Nachdem das Insektensterben und der damit einhergehende Verlust der Artenvielfalt auch in diesem Jahr wieder ein großes Thema in der täglich konsumierten Zeitung war, wurde der Beschluss gefasst, endlich ein Insektenhotel im Garten zur errichten. Dass mit dem Miniaturmodel aus dem Baumarkt, dem mittlerweile längst erwachsenen Kind vor ewigen Zeiten geschenkt, kein Staat zu machen ist, war längst erkannt. Also ging es im ersten Schritt darum, was mit dem kleinen Baumarkt-Model nicht stimmt und wie man es besser machen kann.
Unser kleines Insektenhotel aus dem Baumarkt war zwar hübsch anzuschauen, doch wie bei vielen anderen Fertigmodellen, war es laut Experten-Meinung für die meisten Insekten leider eher nicht bewohnbar.
Der Begriff „Insektenhotel" ist eigentlich auch nicht korrekt - suggeriert er doch, dass hier jemand nur für ein paar Übernachtungen bleibt und dann wieder nach Hause fliegt. Der Nachwuchs von Hummeln, Wildbienen und Wespenarten verbringt allerdings seine vollständige Entwicklung in diesem "Hotel". Korrekter wären daher Begriffe wie Insektenhaus, Insektennisthilfe oder Insektenwohnung. Ich werde den Begriff an dieser Stelle trotzdem beibehalten, einfach weil er sich im Sprachgebrauch etabliert hat und jeder weiß, was damit gemeint ist.
Die Auswahl des Baumaterials entscheidet zu großen Teilen, ob das Insektenhotel von seinen zukünftigen Bewohnern angenommen wird oder nicht. In nahezu allen Berichten, die ich zum Thema gelesen habe, werden folgende Materialien als positiv angesehen:
... sollte länger gelagert und dadurch gut getrocknet sein. Die Löcher dürfen nicht von der Stirnseite in das Holz gebohrt werden, da sich hier leicht Risse bilden, die das Eindringen von Pilzen fördern. Die Bohrlöcher müssen unbedingt von Spänen befreit werden, um zu verhindern, dass die Tiere sich ihre empfindlichen Flügel verletzen und nicht mehr fliegen können. Hier leisten Pfeifenreiniger* oder eine sehr feine Flaschenbürste* gute Dienste
Chinaschilf und Bambus (dick und dünn) eignen sich hervorragend als Schlupfmaterial in einem Insektenhotel. Man kann die Stangen prima zurechtschneiden und bündeln. Falls Du kein eigenes Chinaschilf oder keinen Bambus in Deinem eigenen Garten hast, frag doch einfach mal in Deinem Umfeld, ob Du irgendwo etwas abstauben kannst für Dein Insektenhotel-Bauprojekt.
... aus dem Baumarkt oder Gartencenter sind ebenfalls eine Alternative, falls Du Niemanden kennst, der Dir ein paar Bambus- oder Chinaschilfstangen überlassen könnte. Diese Röhren sind allerdings vom Durchmesser her begrenzt. Dicke Hummelchen werden hierin nicht nisten wollen. Hier hat mir übrigens ein Tipp, die Matte über Nacht in Wasser einzulegen, um sie besser schneiden zu können, sehr geholfen. Man sollte vor dem Kauf der Matte nur darüber nachdenken, in welcher Höhe man sie noch gut wässern kann. Bei mir hat es zufällig auf den Millimeter genau gepasst.
Da die Halme leicht ausfransen und damit ungeeignet werden, ist eine sehr scharfe Säge extrem wichtig. Ich habe das beste Ergebnis mit meiner Akku Handkreissäge* erzielt. Die Halme waren sehr glatt abgesägt und mussten nur noch wenig nachbearbeitet werden. Ich habe die Halme wirklich einzeln kontrolliert und nicht wieder einfach aufgerollt und in das Hotel gelegt. Das war einen Menge Arbeit, aber ich wollte nur wirklich brauchbare Halme benutzen.
Strohhalme aus der Natur Getrocknetes Stroh* funktionieren als Alternative zu Schilfhalmen ebenfalls und sind über Bastelläden bzw. das Internet leicht zu beschaffen. Wer mag, kann auch nach der Erntezeit zum Landwirt seines Vertrauens gehen und fragen, ob es in Ordnung ist, sich einige Stoppeln des geernteten Getreides zu schneiden. Das kostet nichts und soll ebenfalls sehr gut angenommen werden, ist aber vom Zeitraum der Beschaffung natürlich sehr begrenzt.
... kannst Du ebenfalls im Handel in sehr stabiler Ausführung kaufen. Diese sollen einige Jahre halten und werden von den Tieren wohl auch gut genutzt. Leere Rollen von Toiletten- oder Küchenpapier sind ungeeignet. Sie sind viel zu groß, weichen schnell durch und schimmeln.
Zusätzlich zu diesen, von eigentlich allen Experten empfohlenen Materialien habe ich noch Äste von Brombeeren und Holunder verwendet. Hier muss allerdings unbedingt das Mark entfernt werden.
Tiere, die sich gerne selber durch das Mark arbeiten, bevorzugen es, wenn die Stängel noch senkrecht an Ort und Stelle stehen und nicht waagerecht sortiert vor ihnen liegen. Brombeeren sollen hier beliebter sein als Holunder. Ob das auch für ausgehöhlte Stöckchen gilt, weiß ich nicht, werde es aber beobachten. Das Mark habe ich mit Hilfe verschieden großer Torx Schraubendreher und einer sehr feinen Flaschenbürste entfernt bis alles schön glatt war. Auch bei den Stöckchen müssen unbedingt die Kanten geglättet werden, damit sich kein Tier die Flügel verletzt.
Kiefernzapfen sehen in jedem Insektenhotel sehr hübsch aus, sind aber leider völlig sinnfrei. Natürlich kann es vorkommen, dass sich ein Insekt in so eine Zapfensammlung verirrt, aber das ist eher Zufall als Vorliebe, denn für die Tiere bringen sie nichts. Schade eigentlich, aber da das Projekt sinnvoll werden soll, werde ich trotz schöner Optik darauf verzichten.
Schlitze für Schmetterlinge sind noch beim kleinsten Fertigmodel zu finden, helfen aber auch nicht wirklich weiter. Schmetterlinge nutzen diese winzigen Räumchen überhaupt nicht. Bei uns finden sich oft Schmetterlinge im Holzlager oder der Futterkammer für die Tiere. Hier sind die Flatterfreunde vor Wind, Regen und Frost geschützt und das Quartier ist immer geöffnet. Also wird es auch so etwas in meinem Hotel nicht geben und die Tiere dürfen weiter wohnen, wo sie es bislang auch bereits getan haben.
Lamellen für Florfliegen sind an sich eine feine Sache, allerdings nur, wenn die Tiefe des Raumes dahinter mindestens 30cm beträgt. Dies ist bei speziell dafür gebauten reinen Florfliegen-Kästen* der Fall, nicht jedoch bei handelsüblichen Insektenhotels.
Glasröhrchen werden immer mal wieder angepriesen, da die Entwicklung der Tiere darin so toll beobachtet werden könnte. Für Wildbienen oder Wespen sind sie jedoch völlig ungeeignet. In diesen Röhrchen ist kein Entweichen von Feuchtigkeit möglich, so dass ein Pilzbefall leider sehr wahrscheinlich ist. Dem fallen dann die Tiere zum Opfer, die man doch eigentlich schützen wollte.
Frisches oder weiches Holz ist ebenfalls ungeeignet. Es reißt wenn es trocknet und öffnet Pilzen und Parasiten damit Tür und Tor.
Nadelholz neigt wohl dazu, selbst bei perfekt gebohrten und gereinigten Löchern seine Fasern bei wechselnden Wetterbedingungen wieder aufzustellen. Damit ist die Verletzungsgefahr für die Tiere sehr hoch und die Flügel werden häufig beschädigt.
Lochziegel sind ebenfalls auf vielen Abbildungen von Insektenhotels zu finden, haben in der Regel aber viel zu große Löcher, was einer Verschwendung von "Baumaterial" gleichkommt und daher schlecht angenommen wird. In unseren, durch Gartenarbeit mit Erde gefüllten Ziegeln, haben sich trotzdem immer wieder Tiere "eingemietet" und dürfen das auch weiterhin tun. In unserem Insektenhotel werden sie aber nicht vorkommen.
Nachdem ich mir im Internet verschiedene, teils sehr aufwändige Insektenhotels in zahlreichen Varianten und Formen angesehen hatte und die mir auch sehr gut gefallen haben, geriet mein Entschluss, selber bauen zu wollen, ins Wanken.
Letztendlich siegte aber doch mein Ehrgeiz und der Eigenbau war beschlossene Sache. Ich wollte möglichst viel auf unserem Hof bereits vorhandenes Material verwenden und habe mich deshalb für ein einfaches, rechteckiges Modell mit verschiedenen Fächern entschieden. Im Wechsel werden hier Eichenholz mit Bohrlöchern zwischen 4 und 8mm , Schilf in zurechtgesägten Stücken aus einem alten Regenfallrohr zusammengefasst und Stücke von Brombeere und Holunder, ebenfalls in Fallrohrstücken zusammengefasst genutzt werden.
Da es wichtig ist, sowohl Schilf, als auch die Holzstücke von hinten zu verschließen, um ein Eindringen von Pilzen und Parasiten zu verhindern, habe ich diese mit Gips verschlossen. Es soll auch mit Wachs oder Erde funktionieren, das habe ich aber selber nicht getestet. Durch den Gips werden die Röhrchen auch alle an Ort und Stelle gehalten und könne nicht von Vögeln herausgezogen werden. Der Schutzdraht vor Vögeln, der oft in einem Abstand von 15-20cm vor den Röhrchen empfohlen wird, ist bei mir etwas dichter an den Röhren dran, aber immer noch mit Abstand. Mehr gab die Konstruktion nicht her. Ein Brett, oben quer angeschraubt, bietet Regenschutz ohne zu beschatten.
Der Standort des Insektenhotels sollte möglichst sonnig, also nach Süden ausgerichtet sein. Außerdem hilft - genau wie bei uns Menschen - ein gutes Buffet in der Umgebung, um die Gäste zufrieden zu stellen. Denn was hilft das schönste Hotel, wenn Wildbienen und andere nützliche Insekten in der Umgebung nur Steine und ein paar in Form geschnittene Gehölze vorfinden, aber keine Blüten.
Es ist also absolut sinnvoll den Standplatz in der Nähe von nektarreichen Pflanzen zu wählen.
Ich habe mich bei meiner Suche nach den perfekten "Zutaten" für mein Insektenhotel hauptsächlich auf folgenden Internetseiten umgesehen: