Als Mutterboden bezeichnet man die oberste, fruchtbare Schicht der Erde.
Unter natürlichen Bedingungen wimmelt es in dieser Erdschicht nur so vor Leben: Würmer, Käfer, Pilze, Algen und Bakterien wandeln in einem ständigen Kreislauf absterbendes Material in eine ca. 25-30 cm dicke Humusschicht um. Nur in diesem lebendigen Oberboden können Samen zu Pflanzen heranwachsen und gedeihen. Da wir ohne Pflanzen auf der Erde nicht leben könnten, wird diese Erdschicht zurecht als Mutter allen Lebens bezeichnet, was in der Folge zu Begriffen wie Mutterboden oder Muttererde geführt hat.
Wenn wir der Natur freien Lauf lassen, wächst mit der Zeit auf jedem noch so kleinen Fleckchen Erde eine dichte, grüne Decke an Pflanzen heran. Die einzige Ausnahme stellt fast nur die Wüste dar. Selbst Schuttplätze, Ruinen, stillgelegte Autobahnen oder andere Betonwüsten verschluckt die Natur, wenn wir nicht eingreifen. Über jeden noch so unschönen Fleck wächst halt wortwörtlich mit der Zeit Gras ... oder Löwenzahn, Brennnesseln, Brombeeren, Efeu ...
Leider wird der Mutterboden im eigenen Garten sowohl als auch in der Landwirtschaft häufig extrem ausgelaugt. Man rückt ihm mit viel Dünger und Pflanzenschutzmitteln zu Leibe und setzt die Kruste der fruchtbaren Erde durch eine ständige Bearbeitung schonungslos jeder Witterung aus. Auch akribisches Laubkehren und Unkrautzupfen schadet dem Boden mehr als es ihm hilft. Achtet man hingegen auf ein natürliches Gleichgewicht und lässt auch mal eine Brennnessel wachsen oder das Laub im Herbst liegen, bleibt der Mutterboden eigentlich ganz von alleine frisch. Doch selbst ein ausgelaugter Boden muss nicht unbedingt komplett ausgetauscht werden. Es gibt zahlreiche Pflanzen, die als Gründünger aktiv werden und wieder Leben in den Boden bringen. Nachfolgend ein paar Beispiele:
Wer gleichzeitig mit der Gründüngung auch noch einen kulinarischen Nutzen aus diesen Pflanzen ziehen möchte, ist auch mit Feldsalat und Spinat sehr gut bedient.
Vielleicht stellt man sich die Frage, wer überhaupt Mutterboden kaufen möchte und warum? Für gewöhnlich besteht schließlich auch in jedem Neubaugebiet die oberste Schicht aus Muttererde, die man ja ohnehin nicht einfach vernichten darf. Also kann man diese Erde doch später im eigenen Garten prima wiederverwerten. Was kann ich also mit einem Anhänger oder gar einem ganzen Container voller Mutterboden anfangen? Kurzum:
Fruchtbare Erde ist immer gefragt!
Wenn man hingegen nur ein paar Blumenkästen auf dem Balkon bepflanzen möchte, kommen die wenigsten Leute auf die Idee, zum nächsten Baustoffhof zu fahren, um dort Mutterboden für diesen Zweck zu kaufen. In diesem Fall fährt man für gewöhnlich einfach in das nächstgelegene Gartencenter und kauft dort einen Sack Blumenerde - auch wenn es sich hierbei schlussendlich auch "nur" um Mutterboden handelt, der allerdings auch noch oft mit zusätzlichem Humus und speziellen Nährstoffen für bestimmte Arten von Gewächsen angereichert wurde. Im Handel bekommst du unter anderem Zitrus-Erde, Rosen-Erde, Tomaten-Erde, Palmen-Erde, Kräuter-Erde, Beeren-Erde, Kakteen-Erde ...
Wer hingegen eine deutlich größere Menge an Erde benötigt, um zum Beispiel ein Hochbeet oder ein Hügelbeet anzulegen, kann eine Menge Geld sparen, wenn er mit einem eigenen Anhänger zum nächsten Baustoffhändler fährt und dort die gewünschte Menge an Mutterboden kauft. Wenn kein eigener Anhänger vorhanden ist, kann man den Mutterboden auch vom Händler liefern lassen. Allerdings steigt damit der Preis wieder deutlich an.
Unterm Strich ist eine große Menge Mutterboden vom Baustoffhändler jedoch trotz Anlieferungskosten in der Regel günstiger als die gleiche Menge an Sackware Blumenerde im Gartencenter oder Baumarkt. Wer auf seinen Geldbeutel achten und sparen möchte, sollte auf jeden Fall im Vorfeld die Preise vergleichen.
Bei Erdaushub-Arbeiten, z.B. beim Hausbau oder im Straßenbau, wird der wertvolle Mutterboden lobenswerterweise separat abgetragen. Es ist sogar laut Baugesetzbuch (BauGB) offiziell verboten, den wertvollen Mutterboden mit anderem Bauschutt zusammen zu entsorgen, siehe § 202 Schutz des Mutterbodens
In diesem Paragraphen heißt es:
"Mutterboden, der bei der Errichtung und Änderung baulicher Anlagen sowie bei wesentlichen anderen Veränderungen der Erdoberfläche ausgehoben wird, ist in nutzbarem Zustand zu erhalten und vor Vernichtung oder Vergeudung zu schützen."
Im Idealfall kann man diesen zu einem Hügel angehäuften Mutterboden später im eigenen Garten wieder einsetzen. Wer jedoch mit einem Berg Muttererde nichts anfangen kann, lässt diesen meist durch einen Entsorger abholen.
In der Regel handelt es sich dabei um einen Baustoffhandel, bzw. ein Kies- und Sandwerk, das neben Baustoffen auch Baggerarbeiten und einen Containerdienst im Angebot hat. Dort wird der Mutterboden anschließend durch ein Recycling-Verfahren in verschiedene Güteklassen aufgeteilt. So kann man bei einem Baustofflieferanten beispielsweise gesiebten Mutterboden in verschiedenen Körnungen kaufen oder ungesiebten Mutterboden, in dem noch Steine und Wurzelreste enthalten sind.
Speziell für das Anlegen neuer Rasenflächen ist ein feinkörniger, gesiebter Mutterboden die ideale Grundlage, während es für größere Pflanzbeete sogar eher von Vorteil sein kann, wenn noch Steine, Wurzel- und Astreste in der Erde enthalten sind. Auch der Humusanteil kann unterschiedlich hoch ausfallen.
Die "Entsorgung" des Mutterbodens kostet den Bauherren Geld. Daher findet man im Kleinanzeigen-Markt häufig Angebote für Selbstabholer unter dem Titel
"Mutterboden zu verschenken".
Allerdings sollte man sich als Käufer im Vorfeld darüber informieren, um welche Art von Mutterboden es sich hierbei handelt. Mutterboden kann ganz unterschiedliche Eigenschaften aufweisen - je nachdem, wo die Erde abgetragen wurde. Handelt es ich um Tonboden, Sandboden, sandigen Lehm, kalkhaltigen oder sauren Boden oder womöglich um einen stark ausgelaugten oder sogar belasteten Mutterboden von zweifelhafter Qualität? Ein Schnäppchen macht man auf diese Weise wirklich nur dann, wenn man diesen geschenkten Mutterboden anschließend nicht selbst noch aufwändig bearbeiten muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Wer auf seinem Grundstück viele Pflanzen anbauen möchte, die beispielsweise einen kalkhaltigen Boden bevorzugen, hat nichts gewonnen, wenn er eine Ladung extrem sauren Mutterboden nach Hause fährt. Jede Bodenart hat ihre eigenen Vorzüge - egal ob leicht oder schwer, kalkhaltig oder sauer - man sollte sich nur im Vorfeld darüber im Klaren sein, was man damit anstellen möchte. Am besten macht man sich vor Ort zunächst selbst ein Bild von der Bodenbeschaffenheit dieser Erde, bevor man sie auf seinen Anhänger auflädt und im eigenen Garten weiterverwendet.