Die Echte Nelkenwurz (bot. Géum urbánum) wurde einst als Heilpflanze hochgeschätzt, in Klostergärten angebaut und von Kräuterkundigen gesammelt. Heute ist die Echte Nelkenwurz hingegen leider eher als Unkraut verpönt, wenn sie sich ungewollt im Garten niederlässt.
Bei mir ist die Nelkenwurz seit diesem Jahr (2017) ein ganz neuer Besucher in meinen Beeten, so dass ich erstmal meinen altbewährten Pflanzenratgeber Was blüht denn da?* bemühen musste, um herauszufinden, was denn da plötzlich mit kleinen niedlichen gelben Blüten heranwächst.
Da ich genau an den Stellen, an denen die Nelkenwurz nun überall wächst und gedeiht, seit dem letzten Winter meine Vogelfutter-Stellen aufgebaut und aufgehangen habe, vermute ich, dass ich die Aussaat den Vögelchen zu verdanken habe, die den Samen irgendwo anders gefressen haben, bevor sie sich bei mir über die Maisenknödel in meinen niegelnagelneuen Maisenknödel-Halter* hergemacht haben oder vielleicht steckten die Samen auch direkt in den Maisenknödeln? Ich habe mir sagen lassen, dass dort nicht selten alles mögliche an Saatgut-Resten eingearbeitet wird.
Die gelben Blüten besitzen 5 leuchtend gelbe Blütenblätter zwischen denen sternenförmig angeordnet die grünen behaarten Kelchblätter sitzen.
Auch die langen vielverzweigten Stängel der Nelkenwurz sind deutlich sichtbar behaart. Die fast handtellergroßen grünen Blätter der Pflanze laufen spitz zu und sind dreigeteilt. Über einem dreigeteilten Blatt sitzen wiederum meist jeweils 2 Blätter direkt am Stängel.
Einen markanten Wiedererkennungswert haben außerdem auch die aus den Blüten entstehenden Früchte. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich ein kleiner grüner Knubbel mit vielen langen roten Griffeln, die mit einem Haken versehen sind. Die klettenartigen Früchte bleiben dann in der Folge gerne mal an Tieren hängen, die dann für deren Verbreitung sorgen. Die Frucht-Griffel sind übrigens zunächst ganz hart und fest, so dass sich die Früchte anfühlen wie kleine Igel. Etwas später lösen sich dann die einzelnen Samen, die aus den langen roten Griffeln entstehen und bleiben nicht nur im Tierfell hängen, sondern auch an meiner Gartenkleidung ;-)
Eigentlich wollte ich die Nelkenwurz-Stängel dieses Jahr (2018) mitsamt den noch festen Früchten rechtzeitig schneiden und zu einem Kranz winden. Ich könnte mir vorstellen, dass das sehr hübsch aussieht. Leider habe ich ein klein wenig zu lange damit gewartet, so dass sich die roten Griffel schon größtenteils zu beige-farbenen Samen entwickelt haben, die ich nach dem Schneiden überall am T-Shirt hängen hatte ;-) Als Kranz eigneten sich die Stängel in diesem Stadium leider nicht mehr. Nun ist es ein Nelkenwurz-Strauß geworden.
Wenn ich mir anschaue wie sich die Nelkenwurz innerhalb eines einzigen Jahres in unserem Garten ausgebreitet hat, muss ich wohl ein bisschen aufpassen, dass sie sich nicht invasiv ausbreitet. Deswegen wollte ich eigentlich rechtzeitig die Fruchtstände wegschneiden. Naja, dann halt nächstes Jahr :-)
Insgesamt betrachtet sieht die Echte Nelkenwurz tatsächlich nicht unbedingt nach einer wahnsinnig tollen Gartenpflanze aus. Da sie sich jedoch nach eingehender Lektüre komplett mit all ihren Bestandteilen (Wurzeln, Blättern, Blüten) für therapeutische und kulinarische Zwecke nutzen lässt, werde ich ihr dieses Jahr mal eine Chance geben und ein bisschen mit ihr herumexperimentieren.
Aus dem Kraut und den Blüten lässt sich ein Tee zubereiten und mit den Wurzeln lassen sich Getränke und Speisen aromatisieren. Die jungen Nelkenwurz-Blätter können klein geschnitten unter einen Wildsalat gemischt werden. Man kann sie aber auch zum Würzen von Suppen oder Gemüse verwenden. Da selbst die ganz jungen Blätter bereits eine raue und leicht pelzige Oberfläche haben, scheiden sie für mich persönlich allerdings als Salatblätter aus. Ich mag nur glatte Blätter in meinem Wildsalat.
Die frisch sprießenden Blättchen der Nelkenwurz sind übrigens an den Blattspitzen noch abgerundet - im Gegensatz zu den spitz geformten "erwachsenen" Blättern. Daher dachte ich zunächst, dass neben der großen, blühenden Nelkenwurz noch einen zweiter neuer Überraschungsgast heranwächst.
Wie der Name bereits andeutet, erinnert der Geschmack der Wurzeln an Gewürznelken. Ein bekannter Likör, der neben vielen anderen Kräutern und Gewürzen mit der Wurzel der Nelkenwurz angereichert wird, ist beispielsweise der Benediktiner-Likör. Umgangssprachlich wird die Nelkenwurz daher auch häufig Benediktenkraut oder Benediktenwurz genannt. Ob sich unter den 27 Kräutern und Gewürzen, die in dem im Handel erhältlichen Bénédictine® Liqueur* verarbeitet werden, ebenfalls Nelkenwurz befindet, konnte ich leider nicht herausfinden.
Die Wurzeln erntet man übrigens am besten außerhalb der Blütezeit - also entweder von März bis April oder dann erst wieder von September bis November. Diese Information habe ich in meinem Buch Das Kloster Andechs Kräuterbuch* entdeckt. Da die Nelkenwurz jetzt im Juni gerade in voller Blüte steht, werde ich mich wohl bis September gedulden, um mich dann noch einmal intensiv mit den Wurzeln zu beschäftigen.
Dank meinem Fotoband Was blüht denn da?* weiß ich nun auch, dass die Echte Nelkenwurz auf einen feuchten und stickstoffhaltigen Boden hinweist, denn genau dort lässt sie sich gerne nieder. Man kann dieses Gewächs daher durchaus als Zeigerpflanze bezeichnen. Für gewöhnlich findet man sie in der freien Natur in folgenden Gebieten:
Wenn du nun gerne auch ein bisschen Nelkenwurz in deinem eigenen Garten hättest und nicht warten möchtest, bis sie sich irgendwann von selbst dort ansiedelt, kannst du aber auch Nelkenwurz-Samen* oder Nelkenwurz-Pflanzen* im Internet bestellen.
blüht gelb von Mai bis Oktober | |
H | erreicht eine Wuchshöhe von 25 bis 60cm |
Mehrjährige Staude | |
absolut winterhart |
Capucine99 schrieb am 14.04.2021 um 21:04 Uhr Ich bin umgezogen und entdecke in meinem Garten massenhaft nelkenwurz. Für mich sieht es geradezu nach einer Invasion aus, es gibt kaum andere Kräuter. Ich habe begonnen, einige Beete anzulegen und musste feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, nelkenwurz zu entfernen. |